Sonntag, 12. September 2010

Was denken Rabenvögel...


....wohl über uns Menschen? Diese Frage hatte ich mir vor ein paar Tagen gestellt, als ich vor "meiner" Rabenkrähe saß und wir uns gegenseitig ansahen. Sie hat so einen treuen und liebevollen Blick, wie sie da vor mir saß. Natürlich beeinflusse ich sie mit dem Futter und die Rabenkrähe denkt dann sehr wahrscheinlich gut von mir. Aber ich glaube auch da machen Rabenvögel Unterschiede und merken warum jemand sich so verhält. Es gibt ja schließlich auch Jäger, Bauern und andere Menschen, die die Rabenvögel jagen und die locken sie sicher auch mit einem Leckerbissen.

Aus den Büchern von Bernd Heinrich habe ich erfahren das Kolkraben da schon unterscheiden. Zum Beispiel auch bei Tieren, wie dem Wolf oder einer Katze. Sie behandeln Ihre Anwesenheit mit größter Vorsicht und wissen das Verhalten einzuschätzen. Hier ist es wieder ähnlich wie bei den Menschen, denn Wolf, Adler und andere Beutemacher verhelfen ihnen ja zu Futter und der Kolkrabe findet die Nahrung für sie. In entlegenen Gebieten in Amerika haben Jäger dies bei Kolkraben auch beobachtet. Sie folgten ihnen als sie den Eindruck hatten, sie wollten sie auf einen bestimmten Weg bringen. Tatsächlich war dann dort ein Reh zu finden, welches er Jäger vor Ort zerlegte. So war für den großen Rabenvogel auch noch einiges übrig. Der Haushund und die Katze sind da eher mit Vorsicht zu genießen, denn sie werden ja meist vom Besitzer mit Futter versorgt.

Also wie denkt ein Kolkrabe z.B. über Jäger, die sich ihnen gegenüber ja ganz unterschiedlich verhalten. Menschen mit Feldern oder anderen offenen Futterquellen begegnen sie sehr wahrscheinlich immer mit der aller größten Vorsicht, denn die Bauern oder Gärtner verteidigen ihren Lebensunterhalt natürlich. Auch Menschen, die wenig mit der Natur oder Tieren anfangen können, kein Verhältnis dazu haben, dürften sie schnell einzuschätzen wissen.

Vertrauen zu solchen Tieren baut man auch nicht von heute auf morgen auf. Da vergehen Monate und Jahre bis sich Mensch und Tier verstehen. Abhängig ist sowas immer vom Umfeld, in dem sich die beiden bewegen. Fernab von der Zivilisation vertrauen Tiere schneller dem Menschen. Hier haben die Tiere weniger negative Erfahrungen gemacht. Ein Beispiel kann ich aus der Naturfotografie nennen, wo die Fluchtdistanz von Gänsesägern in der Schweiz geringer ist, als hier im Ruhrgebiet. Verallgemeinern kann man dies aber generell nicht, es gibt immer wieder seltene Ausnahmen.

Menschen sind für Rabenvögel wahrscheinlich ein Rätsel, denn mit dem Verhalten ihrer eigenen Artgenossen wissen sie schon umzugehen. Wir Menschen sind da schwieriger, denn wir haben Launen, töten aus Spaß und machen oft Dinge hinter denen keine Logik steckt, die ein Rabenvogel verstehen würde. Zum Teil sind dies meine Vermutungen, aber vieles habe ich selbst so erlebt oder in Büchern von Wissenschaftlern gelesen.


Samstag, 29. Mai 2010

Vier auf einen Streich

Die letzten Tage im Mai brachten mir in meinem Beobachtungsgebiet ein ganz besonderes Erlebnis. Ich war so gegen 10 Uhr dort angekommen und legte mich auf eine Decke in den Sand. Nachedem ich ein paar Nüsse ausgelegt hatte, kamen gleich wieder mindestens 30-40 Rabekrähen um sich einen Teil der Nüsse abzuholen. Angelockt von der großen Menge der Krähen erschien kurze Zeit später eine Saatkrähe, die zuerst einen ziemlich großen Abstand von der Menge hielt. Sie beobachtete ganz genau vor allen Dingen wie ich das Futter verteilte. Ich warf, in einigen Minuten Abstand, immer wieder Nüsse zu den Krähen. Dann fotografierte ich und beobachtete auch eine Zeit lang. Ich schaute wieder zur Saatkrähe, denn die war näher heran gelaufen und stand jetzt fast in 4-5m Entfernung von meiner Kamera. Da plötzlich erschien über ihr eine Rabenkrähe und versuchte die Saatkrähe zu vertreiben.

Die Saatkrähe wich sofort ein Stück zurück und breitete ihre Flügel aus. Sich groß zu machen, ist eine typische Abwehrhaltung von Vögel allgemein und der Saatkrähe war es offenbar gelungen, die Rabenkrähe zu beeindrucken, denn sie unterließ eine weitere Attacke und so konnte die Saatkrähe ungestört weiter fressen. Ich beobachtete die Saatkrähe noch eine Weile und stand dann auf und ging zur Straße.
Auf der anderen Seite der Strasse ist eine große Wiese auf der oft auf Hunde mit ihrem Herrchen spazieren gehen. Dort halte ich mich auch sehr oft auf, da hier die Rabenvögel neben einer Trauerweide und einer Reihe Kopfweiden noch viele andere natürliche Landeplätze zur Verfügung haben. Auch dort legte ich Futter aus, weil hier sehr oft Dohlen, die in den hohen Bäumen landen, zum Fressen herunter kommen. Kurze Zeit nachdem ich das Futter ausgelegt hatte, erschien auch schon die erste Dohle. Auch sie scheinen mich hier zu beobachten und nach der typischen Streubewegung mit der Hand, auf mich zu reagieren. Ich fotografierte die Dohle denn sie kam ungewöhnlich nahe. Dann war es wie vor einer halben Stunde auf der anderen Straßenseite. Ein Vogel kam vom Himmel herab und griff die Dohle an, um sie vom Futter weg zu scheuchen.

Diesmal war es aber keine Rabenkrähe sondern eine Elster, die hier ganz in der Nähe ein Nest hat. Dieses Paar lebt schon seit vier Jahren hier am Deich. Auch die Dohle wich zuerst zurück, doch streckte sie genau wie die Saatkrähe ihre Flügel aus um die Elster zu beeindrucken. Da die Elster hier im allgemeinen sowieso schon recht scheu und schreckhaft ist, machte sie sich schnell aus dem Staub. Da die Menge der drei nach ihr angekommenen Rabenkrähen sofort auf sie aufmerksam wurde, war dies für die Elster die beste Lösung.

So konnte ich an diesem Morgen vier verschiedene Rabenvogelarten beobachten und das auch gleich in recht interessanten und spektakulären Szenen.

Im Wald der Kolkraben II

Als ich Wochen später wieder in den Wald bei Wesel fuhr, um dort wieder die Kolkraben zu beobachten, hatte ich mein Tarnumhang und meine Unterlage zum Liegen am Boden mitgenommen.
Ich wollte sehen, ob ich die Kolkraben aus einem Versteck heraus beobachten könnte. Durch einen Tipp von einem Naturbeobachter wußte ich zwar jetzt wo sich das Kolkrabennest befindet. Doch dort die Vögel zu fotografieren, würde nicht so interessant sein. Ich wußte durch meine Besuche das sie sich immer wieder in der Nähe der Lichtung aufhielten und so richtete ich mein Versteck dort ein. Nach ca. einer dreiviertel Stunde hörte ich Stimmen. Nein, nicht die von Kolkraben, sondern von zwei Besuchern des Waldes. Ich blieb erst in meinem Versteck liegen und wartete ab. Dann gingen der Mann und die Frau an mir vorbei. Als sie am Aussichtspunkt angekommen waren, stieg ich aus meinem Versteck, um auf mich aufmerksam zu machen. Ich wollte die Leute schließlich nicht erschrecken. So kam ich ins Gespräch mit den beiden Vogelbeobachtern, die an diesem Tag schon verschiedene Singvögel vor ihr Spektiv bekommen hatten. Nachdem sie wieder den Punkt verließen, beobachtete die Frau mich um zu sehen, wie meine Tarnung ausgesehen hat. Sie war verblüfft als ich unter meinem Tuch verschwand.
Nach einer Stunde dann Rufe im Wald. Ganz eindeutig Kolkraben. Ich hörte sie über mich hinweg fliegen, denn dieses Geräusch der Flügel kannte ich von meinen bisherigen Kontakten mit Kolkraben. Doch ich konnte sie nicht erblicken, denn sie flogen anscheinend üim Schutz der Bäume. Dann wurden die Rufe immer seltener und leiser. Nach weiteren zwei Stunden brach ich die Sache ab.


Auf dem Rückweg schaute ich noch am Nest vorbei. Leider war auch hier kein Rabenvogel zu entdecken. Im nächsten Jahr werde ich früher mit meinen Beobachtungen beginnen, damit ich mehr von den Vögeln sehen kann. Der Winter war zu kalt für ein längeres Ansitzen in der Nähe der Vögel. Auf dem Weg zum Auto hatte ich dann doch noch eine kurze Begegnung mit dem größten Singvogel der Welt, der hoch oben am Himmel einen Falke jagte.

Fazit: Menschen kann man wohl, da sie nicht so genau beobachten täuschen, doch Kolkraben schauen ihre Umgebung sehr genau an und bemerken jede Veränderung. Diese schlauen Vögel lassen Menschen nicht so einfach an sich heran kommen.

Samstag, 15. Mai 2010

Alf ist gewachsen

Alf ist in den letzten Monaten wirklich gewachsen, nicht körperlich, sondern in seinem Verhalten. Seine Art mit anderen umzugehen, besonders sein Verhalten gegenüber Jungvögeln und seine Bewegungen wirken viel sicherer. Wo er sich anfangs noch sehr unsicher verhielt, kann man jetzt einen kräftigen jungen Vogel beobachten. Er jagt die Stockenten in die Flucht wenn sie den jungen Krähen oder ihm zu nahe kommen und auch vor einem großen Schwan macht er keinen Halt.


Als der Schwan auf ihn zu ging, wich er keinen Zentimeter zur Seite und auch nach dem typischen Fauchen des Höckerschwans, zeigte er keine Reaktion. Ob er den großen weißen Vogel sagen wollte, das man hier bei so viel Brotkümmeln doch teilen könne? Der Schwan hat es nicht verstanden und drängte Alf immer mehr zur Seite. Doch kaum hatte sich der umgedreht um mal wieder etwas Grün zu fressen, zog Alf ihm an den Schwanzfedern. Das Spielchen ging eine Weile bis Alf einen großeren Brocken Brot an eine entfernte Stelle brachte, um das Stück zu verstecken.
Danach war für Alf kein durchkommen mehr, zu viele Schwäne und Enten hatten sich breit gemacht. Die anderen Rabenkrähen gehen selten in dieses Getümmel. Alf sitz manchmal mittendrin.


Am gleichen Tag tauchte ein seltener Gast an dieser Stelle auf. Eine Saatkrähe die sich unter die große Menge von Rabenkrähen mischte. Den Rabenkrähen fällt so ein "Eindringling" sofort auf, nur die Jungvögel reagieren nicht sofort. Die Saatkrähe wurde auch nicht augenblicklich vertrieben, sondern erst als sie zu nahe an die Futterstelle kam, ging eine der älteren Rabenkrähen sie an. Doch die Saatkrähe hatte wohl mächtig Hunger und ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie blieb auch noch in den folgenden Tagen dort und versuchte immer wieder, oft mit Erfolg, dort Nahrung zu bekommen. Ich vermute das es eine noch jüngere Saatkrähe aus der Kolonie von der anderen Rheinseite sein könnte. Nach einer Woche hab ich sie nicht mehr dort gesehen.

Saatkrähen, Elstern und Dohlen

In der Nähe von Rheinberg kann man vier verschiedene Rabenvögel beobachten. Die Dohle in der Gemeinschaft mit der Saatkrähe. Die Rabenkrähe, die sich ab und zu in die Nähe der Saatkrähenkolonie aufhält und die Elster, die in einem angrenzenden Gewerbegebiet ein Nest hat. Dieses Gewerbegebiet liefert für die Rabenvögel eine Menge Nahrung. Die Grünflächen um die Geschäfte sind relativ groß gehalten und ein Imbiss bietet auch einige Leckereien. Ein sehr großes Naturschutzgebiet in der Nähe das von Landwirtschat umgeben ist bietet den Vögeln ebenfalls einige Nahrungsquellen. So kommt selten Streit auf, wenn es ums Futter geht.



Oft sieht man direkt in der Kolonie eine Dohle sitzen und die Saatkrähen dulden diese Nähe. Auch während der Brutzeit wird dabei keine Ausnahme gemacht. Die Dohlen sind auch nicht nervös oder aufgeregt, wenn ich sie in der Nähe der Kolonie beobachte. Die beiden Rabenvogelarten leben friedlich nebeneinander und akzeptieren sich gegenseitig. Es ist sehr schön die Eltern beim Füttern zu beobachten. Wenn der erwachsene Vogel zum Nest zurück kehrt und sich dann plötzlich die Hälse in die Luft strecken, geht das Geschreie los. "Hunger, Hunger" scheinen sie zu rufen und auch der zurück gebliebene andere Elternteil bettelt den nahrungssuchenden Vogel an. Auf dem Foto oben kann man dies sehr gut sehen. Wenn dann in der ganzen Kolonie die Jungen schreien, ist das ein ganz schönes Theater. Oft wird das Nest noch ausgebessert oder etwas daran rumgezupft, denn der Wind bringt doch so einiges durcheinander.
Manchaml ist die Welt dann doch genau anders herum, wenn wie an diesem Tag plötzlich die Dohle wegen einem Stück Brot die größere Saatkrähe jagt. Da hatte die Saatkrähe in der Not wohl mal etwas beim Nachbarn Dohle ausgeliehen und das gefiel der Dohle dann doch nicht so gut.
Streit zwischen den Vögel konnte ich bisher überhaupt nicht beobachten. Eine kurze Meinungsverschiedenheit, die sich auch gleich wieder legt kommt schonmal vor. Aber auch da sieht man keine böswilligen Attacken.

Selbst die Elster wird an einem gemeinsamen Futterplatz nicht attakiert. Zwar wenn sie in die Nähe der Saatkrähen kommt, schon mal verjagt, aber nie angegriffen. So waren jedenfalls meine Beobachtungen. Da gibt es unter Saatkrähen und Rabenkrähen schon eher mal eine kleine Auseinandersetzung. Die Elster und die Saatkrähen, die hier brüten haben auch in dieser zeit genug mit der Nahrungbeschaffung zu tun und so fliegen sie sehr oft hin und her um möglichst schnell und viel Futter für die Jungen zu besorgen.

Meine Nähe bemerken sie dadurch manchmal überhaupt nicht, denn ich sitze oft am Wochenende auf einer Grünfläche im Tarnzelt oder auf Parkplätzen im Auto. Die Brutkolonie kenne ich seit über 10 Jahren und hoffe das ich dort noch lange meine Beobachtungen machen kann.