Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Gesänge des größten Singvogels der Welt

21.07.2009:


Am nächsten Tag war ich schon um ca. 9 Uhr am Platz und war erstaunt als ich feststellte, das sich um diese Zeit kaum Vögel dort aufhielten. Einen Grünspecht konnte ich zwar ausmachen und auch einige kleine Singvögel, doch kaum Kolkraben. Um 11 Uhr fuhr ich dann auf einem Umweg auch erst einmal zurück zu unserem Haus.










Um 14 Uhr war ich zurück und konnte wie am Tag zuvor sehr viele Raben sehen. Es waren ungefähr genauso viele, doch waren diesmal sehr viele im Waldgebiet. Ich schlich mich getarnt um den Wald herum und begegnete einem einzelnen Vogel. Ich änderte sofort die Richtung und lief zurück. Dann versteckte ich mich in einem Gebüsch und wartete. Zwei Kolkraben kamen wie Kontrolleure über das Waldstück geflogen. Als sie wieder aus meiner Sichtweite waren, lief ich wieder in die anfangs eingeschlagene Richtung, also rechts um den Wald herum. Ich lief sehr langsam und merkte, das in diese Richtung sehr viele ihre Streife machten. Ich wechselte wieder die Richtung und kam in einen schmalen Waldweg, der mit Glockenblumen und einigen Tagpfauenaugen geschmückt war.


Dann sah ich etwa 5m in diesem Waldstück einen kleinen Hochstand, der vielleicht nur 3m hoch war. Ich lief in seine Richtung und wurde sofort durch laute Rufe der Kolkraben aufmerksam gemacht. Die Entfernung zu schätzen war sehr schwer, aber ich glaube sie waren 15m von mir entfernt. Dann flogen ca. 10-15 Raben über den Wald. Die Späher, sie hatten wohl meine Anwesenheit bemerkt.
Ich verhielt mich ruhig und lief erst als sie weg waren unter den Hochstand. Dort war
ein Tarnnetz um den ganzen Hochstand gelegt. Ich hatte zusätzlich ja noch meinen Tarnschal und blieb dort erst mal eine halbe Stunde sitzen. Dann wurde es ruhiger. Nach weiteren 20 Minuten hörte ich zum ersten Mal dieses Klopfen, das ich aus den Erzählungen von Bernd Heinrich kannte. Dann seltsame Töne, die ich nicht nachahmen könnte. Fast so etwas wie leiser Gesang, aber mehr so ein Murmeln. Dann wieder Quoks und das in unterschiedlicher Intensität. Meist auch mehrere Male hintereinander. Es war höchst interessant ihnen zu zuhören. Ich saß dort unter einem Hochstand am Boden und die Fliegen und Ameisen hatten mich schon als gegeben akzeptiert. Auch eine Hummel schlug gegen meinen Tarnschal. Sie flog im Gegensatz zu einer Wespe schnell wieder weg. Die Wespe machte mir Probleme, denn mit Pusten war nicht viel zu machen. Ich wollte nicht entdeckt werden! Eins, zwei, drei Mal habe ich sie mit der Hand verjagt, dann ist sie Gott sei Dank davon geflogen. Ameisen saßen mittlerweile auf meiner Schulter, aber wenn man nett zu ihnen ist, sind sie es auch. Ich hörte weiter der „Unterhaltung“ zu und konnte so sehr viele verschiedene Laute der Kolkraben hören. Nun kann ich Bernd Heinrich verstehen, das er im kalten Winter ausharrte, um sie zu studieren.






Dann nach fast 1 1/2 Stunden ging ich vorsichtig auf dem Hochstand heraus, ich wollte sie jetzt fotografieren. Ich ging wieder auf den schmalen Weg und lief zum Hauptweg. Dort flogen immer wieder ein oder zwei Raben in Richtung Futterplatz und zurück, so als würden sie sich abwechseln.
Ich hatte große Mühe nicht von ihnen gesehen zu werden. Dann erreichte ich den mittleren Bereich des Waldstücks. Dort wollte ich den Kolkraben auflauern und sie beobachten bzw. Fotografieren. Ich nahm den Tarnschal und befestigte ihn an zwei Ästen in einem Gebüsch. Nun stellte ich mein Stativ auf und den Hocker platzierte ich direkt dahinter. Dann setzte ich mich hin und beobachtete die Baumspitzen. Nach einer halben Stunde kam ein Grünspecht, vielleicht der vom Vortag. Ich löste aus, keine Reaktion. Ich machte vier, fünf Fotos und dann verschwand er.





Ich wartete weiter und immer wieder flogen zum Teil paarweise Kolkraben über mich hinweg. Auch das von Heinrich beschriebene Flügelgeräusch konnte ich sehr gut hören. Es war interessant, wie es mal zu hören war und mal beim Gleiten nicht. Dann tauchte einer in einer Nadelbaumspitze auf und machte sich daran, den dementsprechenden Platz zu finden. Ich löste während der Aktion aus und als er saß, schaute er hoch. Na, war da wer? Ich drückte dummerweise wieder den Auslöser und der Kolkrabe flog schnell davon. Dann verging nicht so viel Zeit und ein Mäusebussard setzte sich in die Birke links von mir. Er schaute sofort nach unten, denn ich hatte gerade wieder eine Wespe verjagt. Das war ihm nicht entgangen und er flog sofort hoch und machte sich davon.
Gegen 18 Uhr war ich wieder vier Stunden vor Ort und fünf Minuten später flogen zwei Kolkraben in die rechte Birke. Sie landeten auf zwei verschiedenen Höhen. Einer mehr unten und einer ganz oben in der Spitze. Ich nahm mein Fernglas und schaute mir den Burschen an. Er war gut dort oben zu sehen und ich beobachtete ihn fast 10 Minuten. Dann fotografierte ich sie beim Platzwechsel und als der eine jetzt oben saß und der andere aus meinem Sichtfeld verschwand, konnte ich ihn ganz gut ablichten. Ich war in diesem Augenblick so glücklich und zufrieden, das werden wohl nur wenige wirklich verstehen. Nach insgesamt sieben Stunden war meine Kolkrabenexkursion vorerst zu Ende. Das sie so erfolgreich für mich werden sollte, hätte ich vor drei Tagen nie geglaubt. Jetzt freue ich mich um so mehr auf meinen Ausflug zu den Kolkraben in Grünau im Almtal.


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