Freitag, 24. Juni 2011
Rabenvögel im Nationalpark Monfragüe Teil 2
Am nächsten Tag waren wir wieder am Salto del Gitano, um erneut verschiedene Vögel zu beobachten. Die Gänsegeier flogen an diesem Tag sehr tief. Es war in Gegensatz zum ersten Tag eine unbeschreibliche Nähe zu diesen riesigen Vögeln. An einer Stelle etwas höher an der Burg Monfragüe, konnten wir sogar eine Paarung von Gänsegeiern beobachten, sitzende Geier am Felsen und Jungvögel neben den Altvögeln.
Das Windgeräusch bei der Landung der Gänsegeier beeindruckte meine Frau besonders. Sie flogen in ca. 4-5m über unserem Kopf hinweg, direkt auf die Felsspalte, in der sich ihr Horst befand. Auf der Besucherplattform konnte ich ein Paar Kolkraben, eine Zippammer, eine Blaumerle und auch Schwarzstörche beobachten. Die Kolkraben flogen in sicherem Abstand zu den Greifvögeln, zeitweise konnte man sie aber auch einen Milan jagen sehen. Da am Felsen der Burg Monfragüe immer ein leichter Wind geht, sah man sie auch oft beeindruckende Flugmanöver ausführen. Sie sind eben wirklich außergewöhnliche Flieger.
Neben den von mir noch nie fotografierten Rabenvögeln, der Alpenkrähe und der Blauelster, konnte ich während meines Aufenthalts in Spanien noch Dohlen, Elstern, Rabenkrähen, Eichelhäher und eben den Kolkraben beobachten. So habe ich in diesem Urlaub insgesamt sieben von elf europäischen Rabenvogelarten gesehen. Die Dohlen waren meist in der Nähe der Stadt zu sehen, einen Eichelhäher sahen wir in einem Waldgebiet über Plasencia und die Rabenkrähen waren an verschiedenen Plätzen zu beobachten. Sie waren aber in weitaus geringerer Zahl als bei uns, in den von mir besuchten Gebieten. Elstern konnte man in jedem Park und am Rande der Waldgebiete sehen. Im Monfragüe Nationalpark konnten wir sie auch eher selten vor die Kamera bekommen, dafür aber die Blauelster um so mehr. Die war fast jeden Tag unser Begleiter auf den Touren.
Nach ca. 10 Tagen war ich am Abend noch zur Burg hoch und beobachtete den Luftraum. Ich rief auch ab und zu nach den Kolkraben. Doch die waren nicht zu hören. Ein paar Gänsegeier, ein Zwergadler und einige Milane waren in der Luft. Es war dort oben immer so, als würde man mit ihnen fliegen. Die Stelle erinnerte mich stark an einen Platz auf Mallorca in der Nähe der Bucht von Alcudia. Oben am Cap de Formentor hatte ich 2008 auch eine Schar von Kolkraben beobachtet, die über den Bergrücken in Richtung des Gebirges Sierra de Tramuntana flog. Das sah damals aus wie in der Szene aus dem Film Herr der Ringe. Ich versteckte mich auch sofort, um sie besser beobachten zu können und sie gegebenenfalls nicht von einer Landung abzuhalten. Sie landeten damals nicht und flogen weiter.
Nach einer Stunde sah ich dann plötzlich etwas "Schwarzes" um den Turm fliegen. Ein Kolkrabe? Nein, in ca. 10m Entfernung sah ich einen leuchtend roten Schnabel und ebenso leuchtend rote Füße. Mein Herz schlug wie wild und ich konnte die Kamera kaum halten, so aufgeregt war ich. Eine Alpenkrähe flog um mich herum! Die Alpenkrähe ist im Gebiet Monfragüe in der Extremadura nur noch mit einem Paar am Geierfelsen vertreten. Der Vogel hielt mich in Bewegung und raubte mir den Atem. Das natürlich nicht nur, weil ich bisher noch keine Aufnahme von ihm hatte. Allein ihn zu sehen und zu beobachten, machte mich sehr glücklich. Nach ein paar Minuten legte sich dann auch meine Aufregung.
Sie flog immer um den Turm herum und verschwand plötzlich. Ich versuchte sie zu verfolgen und rannte, doch ziemlich unvorsichtig, auf der nicht abgesperrten Plattform des Turms herum. Wenn meine Frau mich gesehen hätte, hätte sie mich wohl gleich da oben herunter geholt. Nach einer Zeit stellte ich fest, dass sie im Turm einige Schlupflöcher hatte, in denen sie sich versteckte. Sie narrte mich teilweise, indem sie die Flugrichtung änderte und mich so genommen in die falsche Richtung laufen ließ. Das Versteckspiel mit ihr machte mir Spaß, denn ich fand Ihre Taktik bemerkenswert. Zum Schluss hatte ich sie dann doch einmal ausgetrickst und in ihrem Versteck fotografiert.
Ich konnte sie an drei weiteren Tagen beobachten. Sie war unwahrscheinlich schlau, denn sie verschwand immer wieder und tauchte dann plötzlich wieder kurz auf, um zu sehen, ob ich noch da bin. Leider waren dies auch die letzten Tage im Gebiet von Monfragüe und so musste ich leider meine Beobachtungen schweren Herzens abbrechen.
Im September werde ich wieder eine Tour nach Mallorca machen. Auf dem Programm stehen diesmal natürlich auch wieder Kolkraben. Im Juli werde ich sie wohl in der Lüneburger Heide sehen, denn dort kenne ich mehrere Plätze an denen sie vorkommen. Die Extremadura war ein einzigartiges Erlebnis. So viele seltene Vögel habe ich lange nicht mehr gesehen. Das dies nicht mein letzter Besuch dort war, kann sich ja wohl jeder denken.
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