Samstag, 6. Februar 2010

Angst überwinden...

Angst zu überwinden ist bei Rabenkrähen eine Sache, die manchmal etwas länger dauert.
Mein Versuch sie auf einen ca. 30 cm hohen Stein zu locken, war nicht sofort von Erfolg gekrönt. Die Rabenkrähen hüpften um den Stein herum, als sie sahen das dort Futter zu finden ist. Zuerst wurde aber neugierig und vorsichtig beobachtet und geprüft, ob sich das nicht um etwas gefährliches handelt. Dann wurde genau inspizert und getestet, dabei aber immer auf den Kollegen nebenan geachtet.

Zu beobachten was die anderen tun ist immer wichtig bei Rabenkrähen. Die Jungvögel schauen sich viel von den Alten ab. Oft werden aber auch die jungen Rabenvögel vorgeschickt, um zu sehen was passiert und so erarbeitet sich die junge Krähe einen Vorteil gegenüber anderen gleichaltrigen Vögeln.
Ich dachte dieser Platz auf dem Stein wäre mit einem Zaunpfahl zu vergleichen. Da hatte ich mich aber deutlich geirrt, denn die Rabenkrähen brauchten ca. ein halbe Stunde bis die erste einen Sprung auf den Stein wagte.


Eine Erklärung für diese Verhaltensweise habe ich noch nicht. Sobald ich da etwas heraus bekommen habe, werde ich es hier in einem Bericht schreiben.
Ihr Verhalten während dieser Beobachtungszeit war sehr scheu und jede unbekannte Bewegung wurde sofort als Gefahr gedeutet. So flogen alle anwesenden Rabenkrähen auf sobald sie etwas beunruhigte. Dann wurde sich wieder genau wie bei der ersten Annäherung, langsam an das Objekt heran geschlichen.
Jetzt werde ich diesen Versuch bald einmal wiederholen um Vergleiche ziehen zu können.

Eine große Überraschung hatte ich am Donnerstag erlebt, als ich im Internet ein seltenes Buch fand. Ich habe im Ausland mein lange gesuchtes Buch von Bernd Heinrich gefunden. Die Weisheit der Raben hatte ich bisher "nur" als Leihgabe von Frau Dr. Gertrude Drack bekommen. Nun habe ich endlich bald eine eigene Ausgabe von diesem Klassiker unter den Rabenvogel Büchern! :-)

Mittwoch, 6. Januar 2010

Schwarz auf Weiß




Der Schnee der letzten Wochen hatte mich auf die Idee gebracht, meine Freunde an der Anlegestelle zu besuchen und sie in dieser schönen Stimmung zu fotografieren. Meine Frau hatte mich begleitet und half mir die Rabenkrähen zu füttern. Es war bitter kalt, so um die - 5° C an diesem Tag. Sofort tauchten auch die ständig schimpfenden Lachmöwen auf. Sie kommen bei jeder Armbewegung zu den neuen Besuchern der Anlegestelle. Meist ist das Futter ja auch für die interessant, doch bei Erdnüssen dachte ich, würden sie nicht zugreifen.
Schnell tauchte auch die uns vertraute Rabenkrähe "Alf" auf und machte sich sofort daran einige der Nüsse zu fressen. Dabei nimmt sie immer die Nuß zwischen die Füsse, klemmt sie dort fest ein und hackt dann mit dem Schnabel die Schale auf. Danach frisst sie die kleinen Stückchen.
Innerhalb kürzester Zeit waren ca. 50 Lachmöwen und 30 Rabenkrähen an der Futterstelle.
Die Lachmöwen waren eigentlich ständig in der Luft und die Rabenkrähen immer mit kurzen Landemanövern bei den Erdnüssen.
Alf hat nach ein paar Nüssen natürlich gleich wieder Futter versteckt. Aber da er Schnee wahrscheinlich nicht so kennt wie wir, steckte er die Nüsse einfach in den "weissen Sand". Prima, das ließ sich leicht verstecken. Schnell hatten die anderen das Versteck erkundet und die dunkle Nuss sofort gefunden. Dann gingen wir um die Wasserstelle herum, die von den beiden Anlegestellen eingerahmt wird. Auf halber Strecke erkannten wir meinen Freund Ulf, an der unter Wasser stehenden Anlegestelle. Wir gingen zu ihm herüber und begrüßten ihn. Er fotografierte die Lachmöwen im Flug mit seinem neuen Teleobjektiv.
Da tauchte Alf auch schon wieder auf. Er setzte sich auf das Geländer. Ein Besucher fütterte die Schwäne und Enten mit Brot und er nahm sich auch gleich ein, in seine Richtung geworfenes Stück Brot. Doch anders als noch vor wenigen Minuten versteckte er es hinter einem kleinen Busch aufder gegenüber liegenden Straßenseite. Hatte Alf schon wieder etwas dazu gelernt oder war das Zufall? Beim nächsten Besuch werde ich versuchen, das heraus zu bekommen.

Eine Krähe als Freund

Ende November bin ich mit dem Ziel, die Rabenkrähen und vielleicht auch Dohlen auf einen umgestürtzen Baum zu locken, an den Futterplatz gefahren. Es war an diesem Tag noch relativ warm, als ich mit meinem Futter am Rhein ankam. Das Wasser stand schon sehr hoch und so waren Teile des Gebietes nicht begehbar. Ich suchte erst mal eine Stelle, die ideal dafür war eine große Gruppe anzulocken.
Nach wenigen Minuten kamen auch die ersten Schwatten angeflogen und nahmen sich ihr Futter. Auch mein Freund Alf flog bald an diese Futterstelle. Er nutzte wie immer geschickt meine Anwesenheit, indem er in meine Nähe kam. Dort war er vor den anderen sicher, die ihm sein Futter streitig machen wollten.


Ich ging dann immer weiter in Richtung Baum und legte dort in einem Astloch Erdnüsse aus.

Keine zwei Minuten später kam die ehemals schwanzlose Rabenkrähe, die ich mittlerweile wirklich in mein Herz geschlossen habe. Sofort nahm er eine Erdnuss, begann sie zu öffnen und futterte sie auf.

Für die anderen war dies eine neue Situation, ähnlich wie bei meinem Test mit dem Futter auf dem Stein (30cm hoch) dauerte ihre Annäherung sehr viel länger als sonst. Sie beobachteten "Alf" aus der sicheren Entfernung und wagten sich nur langsam näher heran. Zuerst nahmen sie nur Futter vom Boden, dann flog die erste Krähe hoch und schnappte in der gewohnten hopsenden Art und Weise eine Erdnuß vom Baum. Sofort flog sie aber auf einen für mich nicht erreichbaren Platz. Dort öffnete sie dann ihre Beute. "Alf" saß seelenruhig am Stamm, nahm sich eine Nuss nach der anderen und schaute nur selten in die Umgebung, um zu kontrollieren ob Gefahr drohte.

Irgendwann war die Futterquelle erschöpft. Ich mußte wieder ein paar Erdnüsse nachlegen, um die Krähen weiter beobachten zu können. Dadurch machten sich natürlich einige aus dem Staub, um in sicherem Abstand zu sehen, was der Mann, der immer Futter bringt, da macht.

Nun dauerte es nicht mehr so lange bis sie sich wieder an den Platz setzten. Nach einer Weile war dann auch mein Vorrat erschöpft und ich ging wieder zurück zur Straße. Den Rest schüttete ich dann an einer angrenzenden Wiese aus. Ich lief herüber an ein Geländer, hockte mich nieder und beobachtete die Krähen, wie sie das Futter aufnahmen.


Plötzlich kam eine direkt auf mich zugeflogen, nahm auf der Stange vom Geländer Platz und schaute mich an. Ich sah sofort wer mir da Gesellschaft leistete und sprach meinen Freund auch gleich an. Ich erzählte ihm so einige Sachen und er sah weiter zu mir, als würde er mir tatsächlich zuhören. Ihn so aus der Nähe zu betrachten, seine Bewegungen zu sehen und seine Blicke zu beobachten, war ein unglaubliches Gefühl. In diesem Moment hatte ich den Eindruck, ich würde mit einem Freund sprechen. Als es mir dann doch zu kalt wurde, verabschiedete ich mich von ihm und ging nach Hause. Er blieb auf der Stange sitzen und schaute mir hinterher. Ob er weiß das Menschen Kälte nicht so gern mögen?

Samstag, 14. November 2009

Grünau im Almtal und das Wunderwelten-Festival

Ende Oktober bin ich zum lange geplanten Trip mit meinem Freund Ulf nach Österreich gefahren. Wir fuhren morgens in aller Frühe los um rechtzeitig an Köln und Frankfurt vorbei zu sein. So waren wir nach ca. 7 Stunden Fahrt in Grünau im Almtal. Sofort belegten wir unsere Zimmer bei Frau Martina Raffelsberger in der Pension Kasbergblick (http://www.kasbergblick.at/) und fuhren dann direkt zur Familienalm Hochberghaus, wo wir erst mal unser Mittagessen einnahmen. Die Sicht war leider durch Nebel getrübt und so fuhren wir auch kurz darauf wieder herunter. Auf dem Weg dann ein gelber Fleck auf der Fahrbahn. Ulf hielt an, denn ich vermutete einen Feuersalamander. Bingo, es war einer. Er saß mitten auf der Straße und machte auch keine Anstalten sie schnell zu verlassen. Da ich kein Makro dabei hatte, musste ich mit meinem "Universal" Objektiv den Lurch fotografieren. Er blieb auch für einige Aufnahmen auf der Straße und dann brachten wir ihn behutsam ins Grüne!

Unser Weg brachte uns nun am Wildpark Cumberland vorbei zum Almsee. Dort packten wir unsere Ferngläser aus und schauten uns um. Gänsesäger, Zwergtaucher, Graureiher, Kolbenente und Reiherente waren auf den ersten Blick zu sehen. Auch die Berge, die leicht schneebedeckt waren, boten uns eine schöne Aussicht und ich versuchte in den Lichtungen Wild zu erspähen. Dann versteckte sich die Sonne hinter den Bergen und so war ein effektives Beobachten nicht mehr möglich. Am nächsten Tag ging es dann in den Cumberland Wildpark
(http://www.wildparkgruenau.at/), von dem wir eine Art Dauerkarte für unsere Urlaubszeit hatten. Wie ich schon gelesen hatte, war der Park wirklich kaum auf den ersten Blick zu erkennen. Der gesamte Park ist in die Landschaft integriert und so wurden keine Merkmale des Tals oder gerade dieser Umgebung verändert. Es gibt doch ein Kassenhäuschen und ein kleines Restaurant, in dem man einen guten Milchkaffee und kleine Leckereien bekommt. Die Bedienung im Gasthaus, sowie das gesamte Parkpersonal waren sehr freundlich. Einen schönen Kinderspielplatz und genügend Plätze zum Verschnaufen gibt es übrigens auch.

Der Park beherbergt viele verschiedene Tierarten wie z.B. den Fischotter, Waschbär, Braunbär, Wolf, Fuchs, Wildkatze, Luchs, Gänsegeier, Uhu, Schneeeule, Steinadler, Wisent, Gänsesäger, Moorente, Ziegen, Mufflon, Wisent, Rotwild, Steinböcke, Urwildpferde, Wildschweine, Damwild, Rehe und freilebende Biber, Graugänse, Dohlen, Waldrappen und Kolkraben. Die Gehege vom Braunbären, vom Wolf und vom Luchs könnte etwas größer sein. Aber da bin ich vielleicht von anderen Gehegen wie denen aus dem Biosphärenpark Anholter Schweiz (http://www.anholter-schweiz.de/) oder dem Wildpark Granat (http://www.naturwildpark.de/) etwas verwöhnt. Der Park ist sehr weitläufig und es gibt verschiedene Touren mit unterschiedlichen Längen. Die Wege sind gut begehbar und sauber. Der Kinderwagen oder der Trolley kann gut mitgeführt werden. Viele Tiere können fast wie in freier Wildbahn fotografiert werden und auch viele freiwillige Parkbesucher wie Buchfinken, Baumläufer, Wasseramsel und Eisvogel können beobachtet werden.

Am selben Tag ging es dann auch zur Forschungsstelle von Konrad Lorenz (http://www.klf.ac.at/), die sich in der Nähe des Wildparks befindet. Über die Infotage (dann bekommt man Infos über die Forschungsstelle und deren Aufgaben) sollte man sich vorher informieren, denn die Studenten haben nicht jeden Tag Zeit. Viel gibt es dort nicht zu sehen, doch wen eine Fütterung der Graugänse und der Waldrappen begeistern kann, ist genau richtig. Auch die immer wieder einfliegenden Dohlen mit ihren hell gekennzeichneten Schwanzfedern (damit die Forscher sie von den anderen unterscheiden können) sind einen Besuch wert. Allen Tieren begegnet man aber auch im Wildpark Cumberland.


Am Mittwoch waren wir dann zu Besuch bei der Rabenforscherin Frau Dr. Gertrude Drack in Scharnstein (liegt 10 Minuten von Grünau entfernt). Sie begrüßte uns sehr herzlich und führte uns sofort zur riesigen Voliere von, der mir aus Büchern schon bekannten, Kraxi. Neben dem weiblichen Kolkraben Kraxi hält Frau Drack noch einen männlichen Kolkraben mit dem Namen Arthur, der vor Jahren wegen einem zerstören Flügel aus der Forschungsstelle ausgemustert wurde. Die gut gepflegte Voliere glich einem Paradies für verspielte Raben. Überall sah man Spielmaterial und Klettermöglichkeiten, sowie einen Futterplatz und einen Nistplatz. Dort oben unter der Decke der ca. 4m hohen "Wohnung" der beiden Kolkraben haben sie schon 9 junge und gesunde Kolkraben zur Welt gebracht, denn das mit Kraxi und Arthur war Liebe auf den ersten Blick. Kraxi akzeptierte den Kolkrabenmann sofort und sitzt oft schmusend mit ihm auf einem Ast. Die Volierenwände sind aus flexiblem Gittermaterial, das den Vögeln keinen Schaden zufügen kann und so kehrt Kraxi nach einem Flug oder "Ausflug" am Abend immer wieder zurück in die Voliere. Meist ruft sie Arthur schon, wenn sie sich zu lange mit ihren akrobatischen Flugmanövern von der "Wohnung" entfernt aufhält. Es war sehr interessant die beiden aus der Nähe zu betrachten und Kraxi kam mir irgendwie verlegen und verspielt vor. Arthur zeigte uns dann auch zu welchen Gesängen ein Kolkrabe fähig ist und brachte Töne heraus, die wir beide noch nie gehört hatten. Trotz der Information von Frau Drack, das wir beide ja Rabenfreunde wären, ließ sich Kraxi dazu hinreißen, Ulfs Pullover mal mit dem Schnabel zu testen. Danach lernte Ulf dann die Kraft des Schnabels an seiner Hand kennen. Er hat es übrigens überlebt, denn das war eben nur eine mehr oder weniger zärtliche Tuchfühlung.

Wir verabschiedeten uns für erste von den beiden Kokraben und wurden von Frau Drack zum Tee mit Kuchen eingeladen. In ihrer Wohnung, in der es von Rabenbildern, Figuren und Skulpturen nur so wimmelte, lernten wir auch Herrn Drack, den "Rabenvater" kennen. Wir unterhielten uns sehr lange über die Rabenvögel und auch über den Naturschutz. Frau Drack gab mir auch ein selten gewordenes Buch von Bernd Heinrich als Leihgabe. "Die Weisheit der Raben" suchte ich bis dahin schon seit ein paar Jahren. Nach einem kurzen Foto von mir und Frau Drack, gingen wir noch einmal zur Voliere und schauten nach den beiden Kolkraben, die an diesem Tag sehr mit den Besuchern des naheliegenden Friedhofs beschäftigt waren. Nach einigen weiteren Aufnahmen verabschiedeten wir uns von Herr Drack und Frau Drack, die auch "Rabengerti" genannt wird und bedankten uns für den Tee und den Besuch bei Kraxi und Arthur.

Die folgenden Tage besuchten wir immer wieder den Wildpark um die Kolkraben zu beobachten und zu fotografieren. An einem Tag, als wir gerade mal wieder eine Pause machten, sahen wir einen einzelnen Kolkraben, der ein Stückchen Fleisch gefunden hatte. Er hantierte damit herum und lief dann zu einem Stück Wiese am Rande des Spielplatzes. Dort versteckte er, wie ich es bei meinem Freund Alf schon oft beobachtet hatte, seine Beute im Boden und "tarnte" sie sofort mit Grasbüscheln. Dann lief er zum Zaun gegenüber und lenkte anscheinend andere Beobachter von der Beute ab. Er rief auch ein paar Mal und beschäftigte sich mit einem größeren Grasbüschel, den er dann ähnlich wie zuvor wieder über eine Stelle stülpte. Dann flog er auf einen der Pfähle in der Nähe des Wildschwein Geheges und von da aus dann hoch zu dem Berg an dem sich wohl die Nester der Kolkraben befinden. Ob sich danach jemand an dem Versteck bedient hat, weiß ich nicht zu sagen. Doch hatte der Kolkrabe aufwendig daran gearbeitet dieses Versteck zu vertuschen.

Einen Tag darauf gingen wir den Weg im Park gleich in Richtung Wildscheingehege. Einige Kolkraben flogen über dem Gelände und andere saßen in den Bäumen und einige sogar am Boden. Wir liefen ins Tal hinein und hockten uns an der Rechtsbiegung an eine Hütte. Das gefiel den meisten überhaupt nicht, das sich gerade dort jemand niederlassen wollte. Den Grund erfuhren wir auch kurze Zeit später, denn um die Hütte herum lag Futter für Rehe in einem Holzbehälter. Wir entfernten uns langsam genau wieder in die Richtung, die wir gekommen waren. Dann setzen wir uns an den Rand. Ulf nahm einen Kolkraben auf einem Nadelbaum ins Visier und ich lief noch ein kleines Stückchen weiter.

An der Futterstelle der Wildschweine trieben sich zwei Kolkraben herum. Einer flog auf die Hütte in der unmittelbaren Nähe und beobachtete mich. Er machte einen großen Satz und flog weiter auf einen der hohen Pfähle am Schafsgehege. Er schaute wieder zu mir und sah aber irgendwie an mir vorbei. Ulf näherte sich meinem Standort und setzte sich langsam wieder ins Gras. Er wollte die beiden nicht unnötig beunruhigen und blieb vorerst sitzen. Ich saß geschützt hinter einem dicken Felsen, auf den ich auch meine Nikon mit dem 4/300mm auflegen konnte. Von diesem Vogel konnte ich jetzt einige Aufnahmen aus einer Entfernung von ca. 15m machen.


Dann flog plötzlich der zweite Rabe hoch und setzte sich in einiger Entfernung auf die Zaunpfähle bei den Wildschweinen. Er schaute und beobachtete mich genau. Es war der Kolkrabe vom Vortag der seine Beute so aufwendig versteckt hatte. Ich erkannte ihn an einer roten Flügelmarke mit einem speziellen Zeichen. Ich stand auf und lief zu einem der Pfähle und legte etwas Futter darauf, dies tat ich ziemlich auffällig und mit vielen langsamen Handbewegungen. So konnte der Kolkrabe es überhaupt nicht übersehen. Nun ging ich zurück hinter meinen Stein und setzte mich wieder. Ich drehte mich auch für kurze Zeit zu Ulf, denn der hatte mich schon wegen der Störung ermahnt. Ich erklärte ihm dann mein Vorgehen und das beruhigte ihn ein wenig. Der Kolkrabe schaute unterdessen immer wieder herüber, flog dann auf einmal los, drehte eine Runde über dem Gehege und zog an dem Futter vorbei. „Siehste“, sagte Ulf, „nun ist er weg!“ Doch plötzlich drehte er und setzte sich einen Pfahl vor das Futter. Er schaute mich prüfend an und wägte anscheinend ab. Sein Blick wanderte immer zwischen Futter und mir hin und her. Dann drehte er sich etwas von mir weg. Wollte er das Futter nicht? Er sah über die Schulter und in dem Moment löste ich die Kamera aus. Nur leicht zuckte er zusammen und hüpfte fast einen Augenblick später auf den Pfahl, auf dem das Futter lag. Er nahm zwei, drei Stücke, schaute sich um und nahm noch zwei Stücke. Dann sprang er hoch und flog in Windeseile davon. Schnell wurde er am Horizont kleiner und kleiner bis er über den Bergen nicht mehr zu erkennen war.

Diese Begegnung, dieser Blick des Raben bleibt wohl für immer in meinem Kopf, denn es war, wie als würde er erkannt haben, dass ich keine Gefahr für ihn bin.

Bei jedem Besuch im Wildpark war die Kolkrabenvoliere natürlich unser tägliche Anlaufstelle. Dort konnten wir auch gut die unterschiedlichen Rufe hören und auch ein paar Test mit Kolkraben verfolgen. Einer der Test versuchte die Kolkraben an einen Futtertopf zu gewöhnen. Ein anderer stellte die Geschicklichkeit der großen Vögel auf die Probe. Zwei überkreuz gelegte Streifen waren an einem Ende mit Futter versehen. Der Rabe sah auch das Futter nur musste er verstehen, das er am rechten Streifen ziehen musste, um das Futter links zu bekommen. Das hatte er auch sehr schnell heraus. In der Voliere herrschen die gleichen Bedingungen wie in der Natur. Es gibt immer einen ranghöheren Vogel oder anders gesagt einen ranghöchsten Vogel. Der kam auch zu uns wenn wir ihnen unsere getrockneten Fleischbrocken anboten. Alle anderen trauten sich nicht an "seinen" Platz. Ein Kolkrabe in einer Großvoliere an der nördlichsten Stelle des Wildparks war besonders sprachbegabt. Er ahmte verschiedene Vogel aber auch Säugetiere nach, er war aus einem Zoo in den Cumberland Wildpark gekommen. Dort hatte er wohl in der Nähe dieser Tiere gelebt. Am letzten Tag im Wildpark kam und "Rotmarke", so hatten wir den Kolkraben mit der roten Flügelmarke genannt, sehr nahe. Wir waren wieder an der Großvoliere in der die Tests durchgeführt werden. Zuerst hörte ich nur einen Kolkraben rufen, dann tauchte er auf der Voliere auf und beobachtete die Voliere mit seinen Kollegen im Inneren. Ich versuchte auch ihn zu locken um ihn näher an die Kamera zu holen. Da hatte ich mit ihm dann echtes Glück, denn er flog hinab auf den Boden und holte sich den Fleischkringel ab. Natürlich war er vorsichtig wie es sich für einen Kolkraben gehört, doch konnte man ihn die Vertrautheit mit dem Menschen anmerken. Neben den Kolkraben war auch die Begegnung mit dem Waldrappen ein tolles Erlebnis, denn auch diese Vögel, die sehr auf den Menschen geprägt sind, haben mich auf Anhieb mit ihrem Verhalten begeistert. Grünau im Almtal wird mich und auch Ulf wiedersehen, denn die Erlebnisse mit den Kolkraben und den Waldrappen werden ein unvergessliches Erlebnis bleiben, das wir gern noch einmal erleben möchten.


Wunderwelten:
In diesem Jahr waren wir mit unserer Gruppe beim „Wunderwelten“-Festival in Friedrichshafen am Bodensee vertreten, wo wir als „Naturfotografen-fn“ einen kleinen Stand auf dieser Veranstaltung für Naturschutz und Naturfotografie hatten. Freitag, der 30.11.2009, war unser Anreisetag, der für die Anlieferung des Ausstellungsmaterials genutzt wurde.

Am Samstag war dann der erste echte Messetag, und es gab auch gleich eine ganze Reihe interessanter Gespräche mit einigen Besuchern. So hatte sich Herr Dr. Tillmann vom Amt für Umwelt- und Naturschutz der Stadt Friedrichshafen fast eine ganze Stunde für uns Zeit genommen. Er war von unserem Engagement begeistert und wünschte uns weiterhin viel Erfolg. Auch der Vorsitzende einer NABU Gruppe aus der Umgebung wollte über unsere Tätigkeiten Genaueres wissen.

Viele Besucher hielten uns kurioserweise wegen der Bezeichnung „FN“ für einen Fotoclub aus Friedrichshafen, und so mussten wir immer wieder diese Abkürzung erklären.

Als Naturschutzorganisationen waren u.a. Greenpeace, der Deutsche Alpenverein, das Amt für Umwelt- und Naturschutz, die Bodensee Stiftung, Euronatur und die Naturschule Konstanz e.V. vertreten.


Auch Workshops wurden angeboten, diesmal sogar ein Workshop über alle drei Festivaltage. Außerdem konnte man an mehreren Exkursionen in die Umgebung des Bodensees teilnehmen.

Natürlich war auch der Hauptsponsor Nikon mit einem großen Ausstellungsstand und Kameraservice auf dem Festival. Außerdem waren Novoflex, Apple Computer, Terra Unica Reisen, Berlebach, Minox, Panasonic, Leica und Isarfoto Bothe mit einem Stand in der Ausstellungshalle dabei.

Die Beamershows waren durchweg fast alle komplett ausverkauft, und die Meinungen waren natürlich unterschiedlich, was die Zusammenstellung solcher Vorträge angeht. Beeindruckend waren die Bilder der anwesenden Naturfotografen (u.a. James Balog, Markus Mauthe, Michael Martin) auf alle Fälle, und am letzten Tag bildete der Vortrag „Passion for Limits“ des Stargastes Reinhold Messner den gelungenen Abschluss dieser „Wunderwelten“-Veranstaltung, mit der Emmanuel Schulz als Veranstalter sichtlich zufrieden war. Das nächste Wunderwelten-Festival findet am 9. und 10. Januar in der Musik- und Singschule Heidelberg statt.

Für uns war diese Veranstaltung und der Trip nach Grünau auf jeden Fall ein Erfolg, denn wir haben viele Leute auf den Naturschutz aufmerksam gemacht und wundervolle Erlebnisse gehabt.