Sonntag, 14. November 2010

Almtal und Bayerischer Nationalpark Teil 1

Waldi, Kraxi und die Vögel vom Almtal

Nach fast einem Jahr war ich wieder in Grünau im Almtal. Im letzten Jahr hatte mich mein Freund und Fotokollege Ulf Krahnepuhl begleitet und in diesem Jahr war meine Frau Birgit mit mir in das schöne Almtal gefahren. Da meine Frau auch begeisterte Fotografin ist und auch Tiere sehr mag, war sie schon sehr gespannt, nachdem ich ihr sehr viel über den Ort in Österreich erzählt hatte.
Gleich am ersten Tag ging es natürlich wieder in den Wildpark Cumberland (http://www.wildparkgruenau.at), der uns mit einigen Neuigkeiten begrüßte. Gleich am Eingang war auf mehreren Schildern zu lesen, das hier demnächst kräftig gebaut wird. Einige Gehege sollen vergrößert und verschönert werden, der Wirtschaftshof soll erneuert werden und der komplette Eingangsbereich wird neu gestaltet. Dort im Eingangsbereich wird für eine Millionen Euro ein Besucherzentrum mit Kasse, Souveniershop, Gastronomie, Seminar- und Vortragsräumen, Ausstellungsflächen und einem Verwaltungsgebäude entstehen. Insgesamt wird der Umbau über 2 Millionen Euro kosten und vom Land Oberösterreich und dem Förderverein Wildpark Cumberland finanziert werden.
Das war gleich am Anfang schon mal eine schöne Überraschung und der Park ist es wert erweitert zu werden, denn die Einbettung in eine wunderschöne vorhandene Landschaft ist hier hervorragend umgesetzt worden.

Kurz darauf begrüßten uns schon die ersten Kolkraben mit ihrem durchdringend markanten Ruf.
Von den beiden einsamen Wölfen in der Nähe der Gastronomie hat wohl einer sein Gnadenbrot bekommen und in ihr Gehege sind vier junge aufmerksame Wölfe eingezogen. Die Tiere waren zu sechst im Alpenzoo Insbruck zur Welt gekommen und gelten in Fachkreisen als die schönsten, die man in Europa zu sehen bekommen kann.
Auch in den anderen Gehegen hatte sich einiges getan. Die Elche, die Wisente und viele andere Tiere hatten Junge bekommen und auch einige vom Vorjahr leere Gehege waren mit neuen Tieren belegt worden. Der einzelne Kolkrabe aus der großen Voliere war in die Voliere am nördlichen Rand gezogen, er gilt als schwierig, da er allein in einem Zoo auswuchs. In die große Voliere sind die jungen Waldrappe gezogen und sie bereichern diese riesige Voliere mit ihrem interessanten Aussehen. Der Park war wie im letzten Jahr sehr sauber und gepflegt und auch der Gastronomiebereich hatte sich noch verbessert. So war es besonders für meine Frau ein Erlebnis sich im Park umzusehen.

Die Forschungsstelle besuchten wir natürlich auch wieder und erfuhren sehr interessante Neuigkeiten. An diesem Tag gelangen mir sehr gute Fotos vom Waldrapp beim Anflug der Forschungsstelle. Hier werden sie in den Wintermonaten gefüttert, da sie unter der dicken Schneedecke nicht genügend Futter finden. So besuchen diese Ibisse die Forschungsstelle auch schon mal so, weil sie wissen, dass es dort immer etwas gibt. Neben den Kolkraben faszinieren mich diese Vögel am meisten und das nicht nur weil sie sehr selten und vom Aussterben bedroht sind.
Sie haben etwas was anderen Vögeln fehlt, sie sind größtenteils natürlich durch die Handaufzucht auf den Menschen geprägt und nehmen gern Kontakt mit ihm auf. Aber ihr Verhalten untereinander, ihre Begrüßung und ihre Bewegungen sind einfach sehr interessant. So ist es dann auch wie im letzten Jahr mit Ulf zu einer Situation gekommen, die jeden Beobachter nur schmunzeln lässt.
Ich hatte an dem Futterautomaten ein wenig Fischfutter (kleine winzige Kügelchen) gekauft und dem Waldrapp angeboten. Sie fraßen es untermalt mit einem seltsamen Geräusch aus der Hand und warteten als die Hand leer war, auf neues Futter. Da die Portion recht groß war, konnte ich drei bis viermal nachfüllen und so kam es erst nach dem vierten Mal zu dieser ulkigen Reaktion des Waldrapps. Als dann eben meine Hand leer war und ich mich wieder aufrichtete, kam der Waldrapp näher an mich heran und zog mir tatsächlich am Hosenbein. Ja, er bewegte sich sogar in Richtung Futterautomat, als wollte er mir zeigen was ich zu tun hätte. Meine Frau, die diese Begebenheit nur vom Erzählen kannte, hielt sich den Bauch vor Lachen und auch ich amüsierte mich köstlich. Manchmal wenn es mit dem Futter zur Neige ging, erwischte der Waldrapp auch schon mal meine Hand und so schimpfte ich mit dem lustigen Vogel, der mich dann sehr erstaunt ansah. Auch ihr Stochern im Boden beobachtete ich in diesem Jahr mit anderen Augen und konnte dabei sehen, wie einer einen riesigen Regenwurm aus dem Boden zog.

Dann kamen wir in den unteren Bereich des Bärengeheges, wo wir wieder Kolkraben beobachten konnten. Sie sammelten sich dort fast jedem Tag, an dem wir im Park waren. Fleischreste die Wolf oder Bär nicht mehr interessieren, sind ein "gefundenes Fressen" für die Rabenvögel. Auch am Wildscheingehege im oberen Teil des Parks finden sie sich regelmäßig ein. Dort verbrachte ich auch einen großen Teil der Zeit im Park, denn ich wollte mich natürlich auf den großen schwarzen Vogel konzentrieren. Einige Begegnungen mit ihnen werde ich demnächst genauer beschreiben. Insgesamt waren die Besuche im Park immer sehr interessant, denn er wird natürlich wegen dem großen Futterangebot, auch von anderen Tieren besucht.In diesem Jahr war es unter anderem ein Eisvogel, ein Erlenzeisig, Rabenkrähen und viele andere Singvögel.

Ein Besuch bei Frau Dr. Gertrude Drack war auch in diesem Jahr auf dem Programm, denn ich musste ja das geliehene Buch von Bernd Heinrich wieder nach Scharnstein bringen. Neben meiner Frau waren noch vier weitere Gäste an diesem Tag bei Frau Drack. Zwei Paare aus Wien waren zur "Raben-Gerti", wie sie auch genannt wird, gekommen. Sie wollten unbedingt einmal die Rabendame Kraxi kennenlernen. Nach vielen interessanten Gesprächen, einem leckeren Kuchen und einer Tasse Kaffee ging es dann auch zur großen Voliere gegenüber vom Haus der Dracks. Die beiden Kolkraben leben dort seit Jahren in einer sehr großen Voliere, die kein normalen Volierendraht besitzt, sondern ein Geflecht aus Seil. Dies bedeutet für Kraxi und Arthur, die beiden Kolkraben, ein sanftes Abprallen beim Berühren der Maschen der Voliere. In diesem Jahr hatten die beiden Vögel vier Junge zur Welt gebracht, von denen drei Jungvögel schon ausgeflogen waren. Der verbliebene Vogel war sichtlich aufgeregt und zeigte das typische scheue Verhalten (immer einen Fuß zur Flucht nach hinten) von Rabenvögeln. Einer der Besucher aus Wien fragte mich dann, welcher Vogel denn Kraxi wäre und ich antwortete wie selbstverständlich: "Der auf dem Balken dort!" Ich hatte sie nach über einem Jahr an ihrem Verhalten und ihren Bewegungen wiedererkannt. Frau Drack holte dann in diesem Jahr Kraxi aus der Voliere (im letzten Jahr ging es wegen der zahlreichen Besucher des gegenüber liegenden Friedhofs nicht) und war dann sehr erstaunt, das sie nicht sofort weg flog. Sie lief zum Teich und rief immer wieder "Raab, Raab", was Frau Drack als Zeichen für zusätzliche freilebende Raben in der Umgebung deutete. Dann taxierte Kraxi ihre Besucher und schlich förmlich um alle herum. Sie setzte sich dann auch auf den Fuß meiner Frau und merkte wohl das da jemand saß, der sich häufig mit Singvögeln beschäftigt. Auch zu mir kam sie und Frau Drack meinte, das sie mich erkannt hätte, das würde sie an ihrem Verhalten mir gegenüber erkennen. Sie strich dann mit den Federn an meinem Bein entlang und und lief immer wieder um mich herum. Dann drückte sie richtig gegen mein Bein und ich hielt ihr meinen Arm hin. Schups, da saß der Vogel, den ich so begeistert schon oft aus über 100 Metern Entfernung beobachtet hatte, direkt vor mir auf meinem Arm. Eine Mischung aus Respekt vor dem Vogel, seinem Schnabel und dem Tier ansich breitete sich in mir aus. Ich genoss diesen Augenblick sehr und war auch froh das meine Frau ein Erinnerungsfoto machen konnte.



Ende Teil 1