Mittwoch, 6. Januar 2010

Schwarz auf Weiß




Der Schnee der letzten Wochen hatte mich auf die Idee gebracht, meine Freunde an der Anlegestelle zu besuchen und sie in dieser schönen Stimmung zu fotografieren. Meine Frau hatte mich begleitet und half mir die Rabenkrähen zu füttern. Es war bitter kalt, so um die - 5° C an diesem Tag. Sofort tauchten auch die ständig schimpfenden Lachmöwen auf. Sie kommen bei jeder Armbewegung zu den neuen Besuchern der Anlegestelle. Meist ist das Futter ja auch für die interessant, doch bei Erdnüssen dachte ich, würden sie nicht zugreifen.
Schnell tauchte auch die uns vertraute Rabenkrähe "Alf" auf und machte sich sofort daran einige der Nüsse zu fressen. Dabei nimmt sie immer die Nuß zwischen die Füsse, klemmt sie dort fest ein und hackt dann mit dem Schnabel die Schale auf. Danach frisst sie die kleinen Stückchen.
Innerhalb kürzester Zeit waren ca. 50 Lachmöwen und 30 Rabenkrähen an der Futterstelle.
Die Lachmöwen waren eigentlich ständig in der Luft und die Rabenkrähen immer mit kurzen Landemanövern bei den Erdnüssen.
Alf hat nach ein paar Nüssen natürlich gleich wieder Futter versteckt. Aber da er Schnee wahrscheinlich nicht so kennt wie wir, steckte er die Nüsse einfach in den "weissen Sand". Prima, das ließ sich leicht verstecken. Schnell hatten die anderen das Versteck erkundet und die dunkle Nuss sofort gefunden. Dann gingen wir um die Wasserstelle herum, die von den beiden Anlegestellen eingerahmt wird. Auf halber Strecke erkannten wir meinen Freund Ulf, an der unter Wasser stehenden Anlegestelle. Wir gingen zu ihm herüber und begrüßten ihn. Er fotografierte die Lachmöwen im Flug mit seinem neuen Teleobjektiv.
Da tauchte Alf auch schon wieder auf. Er setzte sich auf das Geländer. Ein Besucher fütterte die Schwäne und Enten mit Brot und er nahm sich auch gleich ein, in seine Richtung geworfenes Stück Brot. Doch anders als noch vor wenigen Minuten versteckte er es hinter einem kleinen Busch aufder gegenüber liegenden Straßenseite. Hatte Alf schon wieder etwas dazu gelernt oder war das Zufall? Beim nächsten Besuch werde ich versuchen, das heraus zu bekommen.

Eine Krähe als Freund

Ende November bin ich mit dem Ziel, die Rabenkrähen und vielleicht auch Dohlen auf einen umgestürtzen Baum zu locken, an den Futterplatz gefahren. Es war an diesem Tag noch relativ warm, als ich mit meinem Futter am Rhein ankam. Das Wasser stand schon sehr hoch und so waren Teile des Gebietes nicht begehbar. Ich suchte erst mal eine Stelle, die ideal dafür war eine große Gruppe anzulocken.
Nach wenigen Minuten kamen auch die ersten Schwatten angeflogen und nahmen sich ihr Futter. Auch mein Freund Alf flog bald an diese Futterstelle. Er nutzte wie immer geschickt meine Anwesenheit, indem er in meine Nähe kam. Dort war er vor den anderen sicher, die ihm sein Futter streitig machen wollten.


Ich ging dann immer weiter in Richtung Baum und legte dort in einem Astloch Erdnüsse aus.

Keine zwei Minuten später kam die ehemals schwanzlose Rabenkrähe, die ich mittlerweile wirklich in mein Herz geschlossen habe. Sofort nahm er eine Erdnuss, begann sie zu öffnen und futterte sie auf.

Für die anderen war dies eine neue Situation, ähnlich wie bei meinem Test mit dem Futter auf dem Stein (30cm hoch) dauerte ihre Annäherung sehr viel länger als sonst. Sie beobachteten "Alf" aus der sicheren Entfernung und wagten sich nur langsam näher heran. Zuerst nahmen sie nur Futter vom Boden, dann flog die erste Krähe hoch und schnappte in der gewohnten hopsenden Art und Weise eine Erdnuß vom Baum. Sofort flog sie aber auf einen für mich nicht erreichbaren Platz. Dort öffnete sie dann ihre Beute. "Alf" saß seelenruhig am Stamm, nahm sich eine Nuss nach der anderen und schaute nur selten in die Umgebung, um zu kontrollieren ob Gefahr drohte.

Irgendwann war die Futterquelle erschöpft. Ich mußte wieder ein paar Erdnüsse nachlegen, um die Krähen weiter beobachten zu können. Dadurch machten sich natürlich einige aus dem Staub, um in sicherem Abstand zu sehen, was der Mann, der immer Futter bringt, da macht.

Nun dauerte es nicht mehr so lange bis sie sich wieder an den Platz setzten. Nach einer Weile war dann auch mein Vorrat erschöpft und ich ging wieder zurück zur Straße. Den Rest schüttete ich dann an einer angrenzenden Wiese aus. Ich lief herüber an ein Geländer, hockte mich nieder und beobachtete die Krähen, wie sie das Futter aufnahmen.


Plötzlich kam eine direkt auf mich zugeflogen, nahm auf der Stange vom Geländer Platz und schaute mich an. Ich sah sofort wer mir da Gesellschaft leistete und sprach meinen Freund auch gleich an. Ich erzählte ihm so einige Sachen und er sah weiter zu mir, als würde er mir tatsächlich zuhören. Ihn so aus der Nähe zu betrachten, seine Bewegungen zu sehen und seine Blicke zu beobachten, war ein unglaubliches Gefühl. In diesem Moment hatte ich den Eindruck, ich würde mit einem Freund sprechen. Als es mir dann doch zu kalt wurde, verabschiedete ich mich von ihm und ging nach Hause. Er blieb auf der Stange sitzen und schaute mir hinterher. Ob er weiß das Menschen Kälte nicht so gern mögen?