Dienstag, 28. Juli 2009

Der letzte Beobachtungstag

24.07.2009:
Der letzte mögliche Beobachtungstag (der Regen machte mir oft einen Strich durch die Rechnung) war auch noch sehr interessant für mich. Es gab in zweierlei Hinsicht gute Ergebnisse bei den Kolkraben. Erstens gelag mir noch eine gute Flugaufnahme und zweitens konnte ich noch einige Rufe der Vögel hören. An diesem Tag war ich gegen 15:45 Uhr angekommen und sah über dem Gebiet einen Rotmilan kreisen. Er wich den Kolkraben immer wieder aus und setzte sich auch an den Futterplatz, da nicht so viele Raben da waren. Dann setzte der Regen ein und einige der Vögel verließen den Platz in Richtung Wald. Ich hatte selbst Futter ausgelegt und wartete in einem sehr unbequemen Platz auf die Raben. Doch wie Bernd Heinrich schon in einem seiner Bücher schrieb, dauert es manchmal Tage bis sie das Futter auch fressen. So wartete ich den Regen ab und machte mich dann auf den Weg zum Wald. Dort waren einige Vögel in den Bäumen und sie "verständigten" sich dort sehr gut hörbar. Nach ein paar Metern blieb ich, getarnt wie ich war, stehen und hörte genauer hin. Sie hörten sich ziemlich hektisch an, vielleicht ja wegen meiner Anwesenheit. Dann lief ich weiter und setze mich nach 20m an eine Stelle in einem Busch. Dort hörte ich weiter zu und konnte fünf bis sechs verschiedene Rufe wahrnehmen. Denn hektischen Ruf "rab, rab, rab, rab" kürzte ich ab und rief nur "rab rab"! Es wurde still. Was auch immer ich da geantwortet hatte, ich hatte den Eindruck, sie waren etwas beruhigt. Das Spiel ging eine Weile hin und her, bis ich es dann abbrach. Den Wechsel der Plätze konnte ich wieder beobachten, wobei ich nicht sagen kann, das sich bestimmte Kolkraben abwechselten. Ich konnte lediglich sehen, das eine kleine Gruppe vom Wald zum Futterplatz flog und umgekehrt.
Der Mäusebussard tauchte wieder auf, es war wieder der helle Bussard vom ersten Tag. Auch er setzte sich in die Nähe des Futterplatzes. Ich konnte ihn dort zum Schluß aus dem Auto heraus beobachten.
Insgesamt habe ich sehr viel in diesen wenigen Tagen dazu gelernt und freue mich auf ein Wiedersehen mit den Kolkraben der Lüneburger Heide!

















Mit freundlichen Grüßen

Christian Falk

Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Gesänge des größten Singvogels der Welt

21.07.2009:


Am nächsten Tag war ich schon um ca. 9 Uhr am Platz und war erstaunt als ich feststellte, das sich um diese Zeit kaum Vögel dort aufhielten. Einen Grünspecht konnte ich zwar ausmachen und auch einige kleine Singvögel, doch kaum Kolkraben. Um 11 Uhr fuhr ich dann auf einem Umweg auch erst einmal zurück zu unserem Haus.










Um 14 Uhr war ich zurück und konnte wie am Tag zuvor sehr viele Raben sehen. Es waren ungefähr genauso viele, doch waren diesmal sehr viele im Waldgebiet. Ich schlich mich getarnt um den Wald herum und begegnete einem einzelnen Vogel. Ich änderte sofort die Richtung und lief zurück. Dann versteckte ich mich in einem Gebüsch und wartete. Zwei Kolkraben kamen wie Kontrolleure über das Waldstück geflogen. Als sie wieder aus meiner Sichtweite waren, lief ich wieder in die anfangs eingeschlagene Richtung, also rechts um den Wald herum. Ich lief sehr langsam und merkte, das in diese Richtung sehr viele ihre Streife machten. Ich wechselte wieder die Richtung und kam in einen schmalen Waldweg, der mit Glockenblumen und einigen Tagpfauenaugen geschmückt war.


Dann sah ich etwa 5m in diesem Waldstück einen kleinen Hochstand, der vielleicht nur 3m hoch war. Ich lief in seine Richtung und wurde sofort durch laute Rufe der Kolkraben aufmerksam gemacht. Die Entfernung zu schätzen war sehr schwer, aber ich glaube sie waren 15m von mir entfernt. Dann flogen ca. 10-15 Raben über den Wald. Die Späher, sie hatten wohl meine Anwesenheit bemerkt.
Ich verhielt mich ruhig und lief erst als sie weg waren unter den Hochstand. Dort war
ein Tarnnetz um den ganzen Hochstand gelegt. Ich hatte zusätzlich ja noch meinen Tarnschal und blieb dort erst mal eine halbe Stunde sitzen. Dann wurde es ruhiger. Nach weiteren 20 Minuten hörte ich zum ersten Mal dieses Klopfen, das ich aus den Erzählungen von Bernd Heinrich kannte. Dann seltsame Töne, die ich nicht nachahmen könnte. Fast so etwas wie leiser Gesang, aber mehr so ein Murmeln. Dann wieder Quoks und das in unterschiedlicher Intensität. Meist auch mehrere Male hintereinander. Es war höchst interessant ihnen zu zuhören. Ich saß dort unter einem Hochstand am Boden und die Fliegen und Ameisen hatten mich schon als gegeben akzeptiert. Auch eine Hummel schlug gegen meinen Tarnschal. Sie flog im Gegensatz zu einer Wespe schnell wieder weg. Die Wespe machte mir Probleme, denn mit Pusten war nicht viel zu machen. Ich wollte nicht entdeckt werden! Eins, zwei, drei Mal habe ich sie mit der Hand verjagt, dann ist sie Gott sei Dank davon geflogen. Ameisen saßen mittlerweile auf meiner Schulter, aber wenn man nett zu ihnen ist, sind sie es auch. Ich hörte weiter der „Unterhaltung“ zu und konnte so sehr viele verschiedene Laute der Kolkraben hören. Nun kann ich Bernd Heinrich verstehen, das er im kalten Winter ausharrte, um sie zu studieren.






Dann nach fast 1 1/2 Stunden ging ich vorsichtig auf dem Hochstand heraus, ich wollte sie jetzt fotografieren. Ich ging wieder auf den schmalen Weg und lief zum Hauptweg. Dort flogen immer wieder ein oder zwei Raben in Richtung Futterplatz und zurück, so als würden sie sich abwechseln.
Ich hatte große Mühe nicht von ihnen gesehen zu werden. Dann erreichte ich den mittleren Bereich des Waldstücks. Dort wollte ich den Kolkraben auflauern und sie beobachten bzw. Fotografieren. Ich nahm den Tarnschal und befestigte ihn an zwei Ästen in einem Gebüsch. Nun stellte ich mein Stativ auf und den Hocker platzierte ich direkt dahinter. Dann setzte ich mich hin und beobachtete die Baumspitzen. Nach einer halben Stunde kam ein Grünspecht, vielleicht der vom Vortag. Ich löste aus, keine Reaktion. Ich machte vier, fünf Fotos und dann verschwand er.





Ich wartete weiter und immer wieder flogen zum Teil paarweise Kolkraben über mich hinweg. Auch das von Heinrich beschriebene Flügelgeräusch konnte ich sehr gut hören. Es war interessant, wie es mal zu hören war und mal beim Gleiten nicht. Dann tauchte einer in einer Nadelbaumspitze auf und machte sich daran, den dementsprechenden Platz zu finden. Ich löste während der Aktion aus und als er saß, schaute er hoch. Na, war da wer? Ich drückte dummerweise wieder den Auslöser und der Kolkrabe flog schnell davon. Dann verging nicht so viel Zeit und ein Mäusebussard setzte sich in die Birke links von mir. Er schaute sofort nach unten, denn ich hatte gerade wieder eine Wespe verjagt. Das war ihm nicht entgangen und er flog sofort hoch und machte sich davon.
Gegen 18 Uhr war ich wieder vier Stunden vor Ort und fünf Minuten später flogen zwei Kolkraben in die rechte Birke. Sie landeten auf zwei verschiedenen Höhen. Einer mehr unten und einer ganz oben in der Spitze. Ich nahm mein Fernglas und schaute mir den Burschen an. Er war gut dort oben zu sehen und ich beobachtete ihn fast 10 Minuten. Dann fotografierte ich sie beim Platzwechsel und als der eine jetzt oben saß und der andere aus meinem Sichtfeld verschwand, konnte ich ihn ganz gut ablichten. Ich war in diesem Augenblick so glücklich und zufrieden, das werden wohl nur wenige wirklich verstehen. Nach insgesamt sieben Stunden war meine Kolkrabenexkursion vorerst zu Ende. Das sie so erfolgreich für mich werden sollte, hätte ich vor drei Tagen nie geglaubt. Jetzt freue ich mich um so mehr auf meinen Ausflug zu den Kolkraben in Grünau im Almtal.


Meine ersten Beobachtungen am Kolkraben-Wald
















20.07.2009:

Durch die Beschreibung von meinen Kollegen fuhr ich nun die besagte Stelle an und sah aus einiger Entfernung schon die ersten schwarzen Vögel. Natürlich waren sie noch weit von meinen Auto weg. Ich ließ den Wagen stehen und lief die letzten fünfhundert Meter zum Wald mit schwerem Gepäck. Zwei Kameras, Stuhl, Stativ, Wasser und Tarnung musste ich zum Zielort tragen. Ich versteckte mich in etwa 50m Entfernung um die Vögel nicht sofort auf mich aufmerksam zu machen. Dann lief ich weiter an sie heran. Sie flogen immer wieder über dem Wald um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist. Mit dem Tarnschal über dem Kopf lief ich immer am Waldrand entlang und setzte mich immer wieder nach ein paar Metern hin, um zu sehen wie sie sich verhielten. Meist hatte ich Glück, sie bemerkten mich nicht und so kam ich immer näher an ihre Ruheplätze heran. In ca. 100 m Abstand lag eine gute Futterquelle für die Raben, an der auch Möwen und manchmal auch Greifvögel zu sehen waren. Diese hatten allerdings ein schweres Los gezogen und wurden immer wieder von den Kolkraben verjagt. So konnte ich auch solch eine Szene beobachten, bei der eben ein Kolkrabe einen Bussard in die Flucht schlug. Im Rücken hatte er natürlich noch etliche Kollegen. Ich schätze es waren insgesamt ca. 50-60 Kolkraben, die sich im Gebiet der Futterquelle mit ca. 30, im Umfeld mit ca. 10 und im Wald mit ungefähr zwanzig Kolkraben verteilten.

An diesem Tag konnte ich auch ein paar Vögel im Flug fotografieren und auch ihr Verhalten gut beobachten. Bei einer Begegnung war ich an einer Wegegabelung und sie flogen über mich hinweg. Wie abgesprochen kamen immer wieder neue Kolkraben, die mich überflogen um sicher zu gehen, das der komische grüne Fleck nicht doch ein Mensch ist.
Dann begegnete ich einem sehr alten Jäger mit einem Hund, der mir auch noch einige wichtige Informationen verriet.
Ich fuhr an diesem Tag gegen 17:30 Uhr zurück, denn ich hatte fast 4 Stunden dort beobachtet.


Beobachtung im Wildpark Lüneburger Heide

19.07.2009:
Schon bei der Greifvogelflugschau mit Lothar Askani waren mir in einiger Entfernung zwei Paare dunkle gefiederte Vögel am Horizont aufgefallen. Bei der Größe der Vögel in dieser Entfernung vermutete ich sofort, das es Kolkraben sind. Als wir dann zum Wolfsgehege liefen und uns einen Vortrag von Tanja Askani anhören wollten, sah ich über dem Gehege einen Kolkraben in einem Nadelbaum sitzen. Er hielt sich nur sehr kurze Zeit dort auf und war nach knappen drei Minuten verschwunden. Bevor ich aber nicht 100%ig sicher bin, prüfe ich immer erst die Bilder auf dem Laptop, wenn ich die Fotos herunter geladen habe. Tatsächlich, es waren Kolkraben, die ich gesehen hatte.

Ich recherchierte sofort und schrieb einen Kollegen an, der in dieser Ecke zu Hause ist. Er bestätigte mir das es dort den Corvus Corax gibt und gab mir sofort noch einen Tipp in Bezug auf eine gute Beobachtungsstelle.


Mittwoch, 22. Juli 2009

Vogelinsel Texel

















Auf der Nordseeinsel Texel lassen sich viele verschiedene Vogelarten beobachten. Neben viele typischen Seevögeln auch Rabenkrähen, Elstern, Eichelhäher und Dohlen. Dohlen habe auf Texel die größte Verbreitung, sie sind auf dem Lande, an der Küste und in der Stadt zu finden. Die Vögel auf dem Lande treten oft in sehr großen Gruppen auf die vor allem die Landwirte stören oder besser gesagt ärgern, weil sie an die Saat gehen. An der Küste suchen kleinere Gruppen nach Nahrung aus dem Meer und sie spekulieren auch auf eine Zwischenmahlzeit an der Anlegestelle der Texelfähre. Die Stadtdohlen sind nur einzeln oder zu zweit zu entdecken und schauen nach Abfällen und anderen fressbaren Sachen. Sie habe sich an den Menschen gewöhnt, wissen das hier keine Gefahr droht.
Draussen auf dem Lande sieht das anders aus. Dort hängen manchen Bauern wie vor 400 Jahren tote, vielleicht selbst geschossene Rabenvögel, an Seilen auf. Im Mittelalter wurde dies auch praktiziert, doch heute sollten sich die Bauern nicht mehr auf die Tipps vom Urgroßvater berufen, sondern neuesten Forschungen Glauben schenken. Mich hat dieses Bild mehr als angewidert, zumal es überhaupt nichts nützt, wie groß angelegte Tests bewiesen haben.
Sympathie hat diese Sachen bei mir für die Vogelinsel Texel nicht geweckt, da dieses Ritual offensichtlich auch vom holländischen Gesetz geduldet wird.